Wie „Lost Places“ letzte Wünsche erfüllen

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Spendenübergabe durch Schülerinnen und Schüler des P-Seminars „Lost Places“ des Frankenwald-Gymnasiums an den „Wünschewagen“ des ASB

Elf Schülerinnen und Schüler des Frankenwald-Gymnasiums hauchten im vergangenen Jahr als Mitglieder des P-Seminars „Lost Places“ zwölf einst blühenden, aber in der Zwischenzeit verlassenen und verfallenen Bauwerken des Landkreises neues Leben ein, indem sie ihnen einen Platz in einem selbst erstellten Wand- und Monatskalender schenkten. Der Verkauf des Kalenders war derart erfolgreich, dass ein respektabler Erlös dabei heraussprang, der nun in Form einer Spende seine endgültige Bestimmung fand. Bei der Auswahl des „Spendenempfängers“ bewiesen die jungen Erwachsenen großes Fingerspitzengefühl.

Kronach. „Darf ich euch auch noch einen Kalender abkaufen!“ Als Silke Tannhäuser den Kalender „Lost Places im Landkreis Kronach“ des gleichnamigen P-Seminars am Frankenwald-Gymnasium in den Händen hält, ist sie von der dahinter liegenden Idee genauso begeistert wie von der professionellen Umsetzung. Florentine Glück und Alina Schaub freuen sich sichtlich über so viel Anerkennung. Sie sind als Mitglieder des P-Seminars und als mittlerweile ehemalige Schülerinnen des FWG hauptverantwortlich dafür gewesen, dass ihr Monatskalender und somit das P-Seminar ein derart großer Erfolg wurde. „Wir haben über 400 Kalender verkauft!“, freut sich auch Geschichtslehrer Ulrich Heußel, der das P-Seminar ins Leben und über 18 Monate begleitet hatte. Die Idee war dabei, längst vergessenen Orten des Landkreises neues Leben einzuhauchen und die Seminarmitglieder für die Geschichte der Gebäude zu begeistern. Und egal ob das altehrwürdige „Zapfenhaus“ in Mitwitz, die alte Eisenbahnbrücke am Kronacher LGS-Gelände oder das einst blühende Posthotel in Lauenstein – dank des Kalenders erhielten all diese Bauwerke quasi „posthum“ erneute Anerkennung. „Lost Places erfreuen sich auch deswegen immer größerer Beliebtheit, weil sie in ihrer Ursprünglich- und Zerbrechlichkeit auch Sehnsuchtsorte für Menschen geworden sind“, erklärt Florentine Glück die hinter dem Erfolg steckende Faszination der dargestellten Orte. „Und aufgrund dieser Sehnsucht sind wir auf der Suche nach einem Empfänger unseres erwirtschafteten Gewinns auf Sie gekommen“, erläuterte die mittlerweile ehemalige Schülerin den Grund für das Zusammentreffen mit Silke Tannhäuser am FWG. Sie ist als Mitarbeiterin des Arbeiter-Samariter-Bunds“ (ASB) Koordinatorin für den Einsatz des sogenannten „Wünschebusses“. „Mit diesem circa 120.000 Euro teuren Spezialfahrzeugs sind wir seit vielen Jahren in der Lage, schwer kranken Menschen einen letzten Wunsch zu erfüllen, indem wir sie an ihren persönlichen Sehnsuchtsort fahren, den sie ohne den „Wünschebus“ nicht erreichen würden“, so Tannhäuser. Dabei werden große wie auch kleine Wünsche erfüllt. Große mediale Aufmerksamkeit erfuhr beispielsweise der Ausflug des schwer erkrankten Helge zum Metal-Festival nach Wacken im Jahr 2019. Doch zu den mittlerweile über 200 Fahrten des im fränkischen Raum eingesetzten Wünschebusses zählen auch eine Audienz bei Papst Franziskus im Vatikan sowie eine letzte Fahrt an die Nordsee. „Dabei sind es oft auch kleine Wünsche, wie eine letzte Fahrt ins eigene Zuhause oder zu Verwandten, die unseren Alltag mit dem Wünschebus kennzeichnen“, erklärt Silke Tannhäuser. „Eure gespendeten 550 Euro reichen auf jeden Fall aus, um einen solchen Wunsch zu erfüllen“, bedankte sie sich bei den Mitgliedern des P-Seminars und bei Schulleiter Harald Weichert. Immerhin handelt es sich beim dem Wünschebus um ein rein ehrenamtliches Projekt, das zu einem großen Teil von solchen Spenden getragen wird. „Zudem steht in Aussicht, dass im Raum Kronach zeitnah ein eigener Wünschebus angeschafft wird“, so Tannhäuser weiter. Damit werde gewährleistet, dass man auch in Zukunft „mit einem Lächeln Abschied von Menschen in ihrer letzten Lebensphase nehmen kann“, so die regionale Koordinatorin des ASB. „Ich bin mir sicher, dass ihr mit eurem Spendenempfänger einen Volltreffer gelandet habt“, fasste schließlich auch Schulleiter Harald Weichert den freudigen Anlass des Treffens am FWG zusammen.

-mts-

Info-Box „P-Seminar“:

Ein P-Seminar ist ein Modul in der Qualifikationsphase der Oberstufe am achtjährigen Gymnasium in Bayern, das auch in der 11. Klasse des G9 angeboten wird. Neben Unterrichtseinheiten zur Studien- und Berufsorientierung steht ein Projekt im Mittelpunkt der 18-monatigen Arbeit.

 

Info-Box: Durch Ihre Spende werden Wünsche wahr:

Spendenkonto „Wünschewagen Franken-Oberpfalz“
IBAN: DE15 7605 0101 0013 8773 60
www.wuenschewagen-franken-oberpfalz.de

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