„Um die Zukunft – Gestritten“

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Zweite Veranstaltung: Bauen der Zukunft

Bild von Ursula Sowa, MdL, GRÜNE

 

Ein ungewohntes Format, das zusehends in Gewohnheit überführt wird: Ursula Sowa, Mitglied des Bayerischen Landtages für die GRÜNEN, und Manfred Eibl, Mitglied des Bayerischen Landtages für die Freien Wähler, diskutierten am Montagabend im am Frankenwald-Gymnasium Kronach nunmehr etablierten Format „Um die Zukunft -Gestritten“, wie die Zukunft des Bauens aussehe; zwischen den beiden digitalen Fenstern moderierte Tobias Pohl, Leiter des Arbeitskreises Politik am Frankenwald-Gymnasium die engagierte Debatte.

Bauen sei nicht nur die Beschäftigung mit dem Bauen, Bauen sei vielmehr auch die Beschäftigung mit dem Nichtbauen, eröffnete Sowa in ihren Eingangsstatement die Debatte. Es gehe dabei darum, die vorhandene Bausubstanz zu nutzen, zu überlegen, wie man diese verwenden, wie man diese sanieren, wie man diese umbauen könne. Mittlerweile müssen wir vorsichtig bauen, so die GRÜNEN-Politikerin: „Es geht auch darum, anzuerkennen, dass bestimmte Ressourcen knapp werden, dass Energiepreise steigen und dadurch das Bauen wie das Wohnen immer teurer wird.“

Dem entgegen macht Eibl zu Beginn der Debatte darauf aufmerksam, dass man unterscheiden müsse zwischen einem ländlichen und einem städtischen Raum. „Der ländliche Raum hat aufgeholt, bietet Möglichkeiten, bietet Perspektiven.“, so der Politiker der Freien Wähler. Verbote, Zwänge, so diese die Preise unnötig in die Höhe treiben würden, brächten nichts. „Es muss uns um bezahlbares Wohnen und bezahlbares Bauen gehen. Und das schafft man nicht, indem man denjenigen, die sich zum Bauen entschließen, immer weitere Vorgaben macht, wodurch das Vorhaben immer teurer wird.“, so der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr im Bayerischen Landtag. Mittlerweile schießen auch die Preise für das Bauen im ländlichen Raum durch die Decke.

Die GRÜNEN-Politikern stimmt ihrem Ausschusskollegen im Grundsatz zu: Es gehe doch aber darum, langfristig zu denken, langfristig die Kosten zu minimieren. Dabei räumt sie ein, dass ein Bau zu Beginn durchaus Kosten fordert, dass diese Kosten sich aber langfristig aufgrund von Effizienz, Effektivität und Nachhaltigkeit rechnen.

Ernüchternd stellen an dieser Stelle beide Politiker fest, dass die Zeit des klassischen Einfamilienhauses wahrscheinlich vorbei ist: Die Kosten für ein solches klassisches Bauvorhaben können sich junge Familien kaum leisten; da hilft es nicht viel, dass der derzeitige Trend des zu bauenden Wohnraums dahin geht, dass Familien mittlerweile mit ungefähr 130 Quadratmetern zufrieden sind.

Es ist der Wunsch nach einem angemessenen Umfeld, der den Bau neben den ohnehin schon hohen Kosten noch teurer macht. „Man baut sein Haus nicht irgendwo in die Landschaft, vielmehr baut man in eine intakte, eine ansprechende Umgebung.“, so die Architektin Sowa. Es gehe um die Frage nach Angeboten für die Familien, um Kita-Plätze, um die notwendigen Geschäfte in der Nähe, die Schule in der Nähe … Es geht um die Minimierung der Wege, die Minimierung möglicher kommender Fixkosten, schlicht die Erhöhung von Lebensqualität. „Der ländliche Raum hat hier aufgeholt.“, hält Eibl entgegen; der ländliche Raum kann diese Bauinfrastruktur mittlerweile bieten, denn Homeoffice sowie die Veränderungen im öffentlichen Personennahverkehr machen dies möglich.

Und doch: Es scheint, als seien alle bisherigen Antworten auf die zunehmend explodierenden Kosten des Bauens uns Wohnen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie verpuffen zu schnell. Es gibt zwar Förderungen, beide Politiker weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, jedoch die für junge Familien zu berappenden Summen führen schlicht dazu, dass diese Familien Zeit ihres Lebens damit zu tun haben, die Kredite und die Zinsen der Kredite abzustottern. Es ist nicht mehr das Gefühl, dass man sich mit jeder Rate freischwimmt von Kosten, die man zu Beginn des Baus auf sich genommen hat; es ist vielmehr die Beklemmung, dass die Kosten zwar minimiert werden, die Wegstrecke aber einem doppelten Marathon gleichzukommen scheint. Ein Gefühl, das nicht nur ernüchternd wirkt, vielmehr beängstigend und abschreckend, vielmehr so, dass sich Familien ein Bauvorhaben nicht mehr zutrauen.

„Wir müssen hier neue Wege gehen.“, so die GRÜNEN-Politikerin. Das klassische Einfamilienhaus muss durch neue Formen des Bauens und Wohnens ersetzt werden: Es geht um Mehrfamilienhäuser, Mehrgenerationenhäuser. „Dadurch werden die Kosten nicht nur aufgeteilt, vielmehr investiert man hier in Lebensqualität, in Arbeitsteilung, in die Zukunft.“, so Sowa. So könne man die Betreuung der Kinder in einem Mehrfamilienhaus durch Flexibilität und gegenseitige Unterstützung organisieren.

Trotz allem muss man, so man sich zum Hausbau entschließt, nicht nur die Ressourcen schonen, sondern vielmehr auch den Leerstand neu betrachten. „Nutzen wir das, was da ist.“, so Eibl. Dadurch minimieren wir auch die Kosten.

Schließlich, so die beiden Debattanten weiter, müsse man das Bewusstsein derjenigen, die bauen wollen würden, dafür schärfen, dass man sich mit Baustoffen anfreundet, die noch vor Jahren ungewohnt gewesen sind, gar belächelt worden sind. „Vor Jahren sind wir für unseren Vorschlag ausgelacht worden, dass man mit Holz bauen muss.“, so die GRÜNEN-Politikern. Holz sei nicht der einzige alternative Baustoff, man könne auch mit Lehm arbeiten, so Eibl: „Das setzt aber voraus, dass die Handwerksbetriebe sich mit den speziellen Techniken auseinandersetzen.“ Die Verarbeitung von Lehm, eine Bautechnik, die man vorzugsweise aus Norddeutschland kennt, ist nicht so einfach! Der klassische Bau, der Gebrauch von Zement, der Verbrauch von Zement, ist - da sind sich beide Mitglieder des Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr einig - vorbei, allein deshalb, weil das Verbauen von Zement weder ressourcen-, noch umweltschonend ist.

Abschließend betonen beide, dass man in Zukunft das Bauen neu denken muss. Die Wissenschaft auf der einen Seite, das Experimentieren auf der anderen Seite, beides ist sehr weit; worum es nunmehr geht, ist dieses Wissen, diesen Mut in die Breite der Bevölkerung zu bringen.

Die Zukunft des Bauens, die Zukunft des Wohnens hat gerade erst angefangen!

 

Das programmatische Konzept „Wie wollen wir leben?“ am Südeingang zum Eröffnungsfest 2019 .

Von Boonekamp - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=81968340

 

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