„Sackgasse Extremismus - Bitte wenden!“

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„Eure Ausstellung und das dahintersteckende Engagement machen mir in diesen schwierigen Zeiten sehr viel Mut!“ Edith Memmel, weitere Stellvertreterin des Landrats, hatte am Mittwochabend bei der Vernissage in der Kronacher Synagoge das wohl größte Lob für die Verantwortlichen hinter der Ausstellung parat. Immerhin richtete sich die Anerkennung an 60 Schülerinnen und Schüler des Frankenwald-Gymnasiums, die sich damit sicher sein konnten: „Wir Mut-Macher tragen unseren Namen zu Recht!“

Mit ihrer aufwändig gestalteten Ausstellung „Sackgasse Extremismus - Bitte wenden!“  rütteln die Schülerinnen und Schüler des FWG nämlich den Betrachter wach, indem sie vor Augen führen, wie gefährlich der Rechts- und Linksextremismus für eine demokratische Gesellschaft ist. „Unser Ziel war und ist es, über den Erkenntnisgewinn den Ausweg aus dem Extremismus aufzuzeigen“, fasste Mut-Macherin Antonia Lang aus der Q11 des FWG bei der Einführung die Idee hinter der Ausstellung zusammen.

Hierfür hatten die „Mut-Macher“ des FWG bereits bei der offiziellen Eröffnung an ihrer Schule vor zwei Jahren Lob von allen Seiten geerntet.

Dass die Ausstellung alles andere als leichte Kost bietet, wird nun durch den neuen Ausstellungsraum zusätzlich verstärkt: Hakenkreuze, rechte Parolen und rechts- wie linksextremes Liedgut haben in einer Synagoge eigentlich nichts verloren. Und doch zeigen sie im Rahmen der Ausstellung in der 1938 von den Nazis entweihten Synagoge nachdrücklich auf, wohin die dahintersteckenden Irrwege führen können. Odette Eisenträger-Sarter als Vorsitzende des Aktionskreises Synagoge bedankte sich folgerichtig über das „bemerkenswerte Engagement dieser jungen Menschen“, denen der Aktionskreis Synagoge die Räumlichkeiten gerne bereitstelle.

„Nicht frei von Widersprüchen“ fühlte sich Schulleiter Harald Weichert am Tag der Vernissage. „Zum einen freue ich mich und bin stolz auf euch, dass die Ausstellung nach zwei Jahren Pandemie endlich außerhalb der Schule präsentiert werden kann. Zum anderen ist es erschreckend, wie aktuell das von euch damals so professionell beleuchtete Bild des Extremismus noch immer ist“, so der Oberstudiendirektor, der damit auf die von Randgruppen betriebene Hetze in den sozialen Medien anspielte. „Die Pandemie war und ist ein Nährboden für politischen Extremismus. Umso wichtiger ist es, dass ihr in eurer Ausstellung zeigt, wie man diesen Fängen entkommen kann oder sich am besten erst gar nicht darin verstrickt,“ erklärte der Schulleiter des offiziell als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichneten FWG. „Wir wollen Jugendlichen zeigen, dass der Weg des Extremismus in die Sackgasse führt“, erklärte „Mut-Macher“ Jonas Baumann wenig später.

Über 18 Monate lang hatten sich die „Mut-Macher“ bei der Entstehung mit den Inhalten und der Konzeption ihrer Ausstellung auseinandergesetzt. Besonders eindrucksvoll sind neben den zahlreichen Informationstafeln die interaktiven Stationen an, bei denen die Besucherinnen und Besucher extremistische Symbole richtig zuordnen müssen oder die Möglichkeit haben, an Hörstationen Musikstücke zu hören, die das jeweilige Gedankengut auf besonders perfide Art und Weise vermitteln. Am Beginn der Ausstellung wartet auf die Besucherinnen und Besuchern zudem eine Filmstation, die auf erschütternde Art und Weise verdeutlicht, wie leicht Jugendliche in die Sackgasse „Extremismus“ einbiegen können.

Worte der Anerkennung erhielten die Mut-Macher sowie ihre Betreuungslehrkräfte durch die Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste. So waren neben Edith Memmel auch Kronachs Zweiter Bürgermeister Michael Zwingmann und weitere Mitglieder des Stadtrats und des Kreisrats sowie die neue Kreiskulturreferentin Julia Völker vertreten. „Es ist gut, dass ihr hier seid, denn es braucht Mut, die Menschen wachzurütteln und vor den schleichenden, aber eben in Teilen extremen Tendenzen in unserer Gesellschaft zu warnen“, ermutigte Michael Zwingmann die Jugendlichen, diesen Weg weiter fortzusetzen.  Dass zu der Vernissage auch zahlreiche ehemalige Mut-Macher und somit erfolgreiche Abiturienten den Weg in die Synagoge gefunden hatten, untermauerte die Einschätzung des Zweiten Bürgermeisters. „Einmal Mut-Macher – immer Mut-Macher!“ lautet demnach auch das Fazit von Sandro Heinritz, der mittlerweile Lehramt studiert.

Schulleiter Harald Weichert dankte im Rahmen der Veranstaltung auch den Vertreterinnen und Vertretern des Kolpingwerks Kronach, das als externer Partner die Ausstellung zusammen mit Mitteln aus dem Bundesförderprogramms „Demokratie leben!“ erst ermöglicht hatte.

„Die Mut-Macher wollen alle Besucherinnen und Besucher auch durch die Ausstellung führen und begleiten“, gab Matthias Simon als Vertreter des vierköpfigen Lehrerteams hinter den Mut-Machern einen Ausblick auf die kommenden Ausstellungstage. Möglichkeit hierzu besteht bis zum 8. April 2022 an folgenden Tagen und Uhrzeiten: Mittwoch bis Freitag: 15 bis 18 Uhr und Samstag und Sonntag: 13 bis 18 Uhr

-mts-

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