„Ihr seid der Wahnsinn!“

von (Kommentare: 0)

Kronach: Bericht zum Schulfest des Frankenwald-Gymnasiums mit besonderer Auszeichnung der „MutMacher“

Kronach. Wie in den Jahren zuvor bot das Schulfest des Frankenwald-Gymnasiums eine gelungene Gelegenheit für Schülerschaft, Eltern, Lehrer und ehemalige Wegbegleiter des FWG in ungezwungener Atmosphäre untereinander in Kontakt zu kommen und somit den Begriff der Schulfamilie mit Leben zu erfüllen. Ein wahrer Rekordansturm an Besuchern war die Folge. Sie alle wurden aber in diesem Jahr Zeugen einer ganz besonderen Überraschung, in deren Zentrum eine Schülergruppe stand, die ohnehin schon mit einer ganz besonderen Aktion einen bemerkenswerten Schwerpunkt des Schulfestes gesetzt hatte.

Das Schulfest war am vergangenen Freitagnachmittag dank der vielen Attraktionen der diversen Klassen und dem begeisternden Auftritt der Schulband, der Gesangseinlage der 6. Klassen mit französischen Chansons und der mitreißenden Einlage der Rock’n’Roll-Tanzgruppe gerade richtig gut in Schwung gekommen, als plötzlich im Rahmen einer kurzen Improvisationstheaterrunde Uli Noll die Bühne stürmte. „Ich hatte wirklich keine Ahnung, wohin das führen sollte“, gab wenig später Matthias Simon zu. Immerhin sollten er sowie Kirstin Uhthoff, Theresa Fiedler-Kempf und Matthias Schneider als weitere Betreuungslehrkräfte der „MutMacher“ zusammen mit der über 50 Mitglieder zählenden Gruppe im Mittelpunkt des Geschehens stehen. „Ich darf heute die frohe Nachricht verkünden, dass die „MutMacher“ des FWG aufgrund ihres herausragenden sozialen Engagements Preisträger des Projekts „Leuchtturm Mensch“ der KOINOR Horst-Müller-Stiftung sind und sich somit über ein Preisgeld von 10.000 Euro freuen dürfen“, verkündete die bekannte Radiomoderatorin.

Diese Überraschung verfehlte die erhoffte Wirkung nicht. Während die Schulfamilie und die Besucher des Schulfestes laut jubelten, waren die „MutMacher“ völlig perplex. Freudentränen rollten und die „ausgezeichneten“ Schülerinnen und Schüler lagen sich aufgrund der mit der Auszeichnung verbundenen Wertschätzung in den Armen. „Es war gar nicht so einfach, diese tolle Nachricht eine Woche lang geheim zu halten“, erlaubte Schulleiter Harald Weichert einen Einblick ins sein Gefühlsleben. „Das FWG weiß, welch tolle Gruppe die „MutMacher“ seit vielen Jahren stellen. Besonders stolz bin ich aber, dass die Nominierung für diesen Preis durch eine Schülermutter und somit völlig unbemerkt für uns erfolgte. Das tolle Engagement der Mutmacher wird also in der Öffentlichkeit wahrgenommen“, so Harald Weichert. Bei der offiziellen Auszeichnung im Oktober wird er als dann ehemaliger Schulleiter nicht vor Ort sein können, doch Weicherts Nachfolger, Mario Sattler, war ebenfalls beim Schulfest und war einer der ersten Gratulanten.

Dabei bewiesen die „MutMacher“ auch beim Schulfest, dass sie ein würdiger Preisträger sind. Sie hatten die gesamte Schulfamilie aufgerufen, Sachspenden mitzubringen, die an den Sozialladen der Caritas Kronach weitergegeben werden sollten.

Der Spendenaktion vorausgegangen war eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Armut und Kinderarmut“, für die die „MutMacher“ eigens einen Workshop für ihre Mitschüler ausgearbeitet hatten. Neben der Vermittlung der Ursachen und Auswirkungen der Armut stand vor allem die praktische Konfrontation mit dem Thema im Mittelpunkt des Workshops. Was kosten Produkte im Supermarkt und wie viel verlangt der Sozialladen dafür? So erfuhren die Sechst- bis Achtklässer bereits im Vorfeld einiges über das wichtige Thema und waren motiviert, sich an der Spendenaktion zu beteiligen.

Im Rahmen des Schulfestes hatten die „MutMacher“ dann einen Stand aufgebaut, der von den 8. Klassen betreut wurde und an dem die Sachspenden eingesammelt wurden. Bereits vor dem offiziellen Beginn des Festes brachten die ersten Besucher tütenweise Lebensmittel und Schulmaterial, das von den Schülern sortiert und für die Weitergabe verpackt wurde. Die große Solidarität der Schulfamilie machte alle sprachlos. Körbeweise lieferten die Besucher ihre Spenden an, die am Ende des Festes an die Geschäftsführende Vorständin Cornelia Thron und Andreas Rüger, den Leiter des Sozialladens, überreicht wurden. „Ihr seid der Wahnsinn!“ fasste Cornelia Thron ihre Begeisterung in Worte und dankte im Namen aller Kunden des Ladens für dieses großartige Zeichen der Solidarität der Schulfamilie des Frankenwald-Gymnasiums.

Doch damit nicht genug: Wie im Vorjahr bot das FWG-Schulfest den perfekten Rahmen und Schlusspunkt für die Projektwoche der 9. Klassen. Unter dem Motto „FWG goes Handwerk 2.0“ hatten die Schülerinnen und Schüler eine Woche lang in elf Projektgruppen ihre Alltagskompetenzen gestärkt, indem sie mit Partnern des heimischen Handwerks auf unterschiedliche Art und Weise zusammenarbeiteten, so in das jeweilige Berufsumfeld hineinschnupperten und unter Anleitung der Handwerksmeister elf individuelle Projektergebnisse im Rahmen des Schulfestes einer breiten Öffentlichkeit präsentierten. Koordiniert wurde die erfolgreiche Fortsetzung dieses überregional für Aufsehen sorgenden Projekts erneut durch die Kreishandwerkerschaft unter der Führung von Anja Meier und Vorstand Heinrich Schneider. Die Projektergebnisse waren dabei beeindruckend und abwechslungsreich zugleich. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Ausarbeitung der bereits im letzten Jahr gezimmerten Grillbude. Dank einer von den Schülerinnen und Schülern angebrachten Überdachung und Beplankung sowie einer selbst erstellten Theke, eines installierten Waschbeckens und vor allem dank der gemeinsam erstellten Grillstellen schmückt das Schulzentrum nun eine echte „Grillbude Deluxe“, die am Freitag bei besten äußeren Bedingungen auch kräftig in Beschlag genommen wurde. Immerhin gab es hier Steaks und Bratwürste, die ebenfalls von den 9. Klassen in einer heimischen Metzgerei hergestellt und beim Schulfest in Brötchen verkauft wurden, die wiederum aus den Händen der 9. Klassen entstanden waren. Zudem nutzten die Besucher die Gelegenheit, ein komplett renoviertes Klassenzimmer zu begutachten. Hier war in den vier Tagen zuvor zusammen mit den entsprechenden Handwerkern nicht nur gemeinsam gespachtelt, gebohrt, grundiert und gestrichen, sondern auch ein neues Waschbecken installiert sowie ein neuer Bodenbelag verlegt worden. Mit Hilfe einer Schreinerei entstand sogar ein neuer Schrank für das kernsanierte Klassenzimmer. Weitere Projekte umfassten die Gewerke der Elektrotechnik, des Töpferns und des KFZ-Bereichs. Für das damit verbundene Engagement wurde den Handwerksmeistern auf der Bühne des Schulfestes seitens der Schulleitung offiziell gedankt. Die schönsten Worte fand in diesem Zusammenhang Heinrich Schneider und somit der Vorsitzende der Kronacher Kreishandwerkerschaft: „Die Projektwoche hat allen Beteiligten derart viel Freude bereitet, dass wir das nächstes Jahr auf jeden Fall wiederholen und fortsetzen werden!“

Aufgrund der tollen äußeren Bedingungen verlief das Sommerfest äußerst kurzweilig, was dazu führte, dass ein Teil der Gäste noch weit über das offizielle Ende hinaus auf dem Schulgelände verharrte, um die Gastfreundschaft des FWG in vielen persönlichen Gesprächen bis in den Abend hinein zu erleben und zu vertiefen.

-mts-

Zurück